Aus der Not geboren: Wie alles anfing

Kriegsende - das bedeutete 1945 nicht nur Frieden und Waffenruhe, sondern auch neue Not: Wohnungsnot.

Unzählige Menschen hatten in Folge von Krieg und Vertreibung Zuflucht in ländlichen Regionen gesucht. Regionen wie Dithmarschen, wo zumindest die Versorgung mit Lebensmitteln gesichert schien.

Allein im früheren Kreis Süderdithmarschen hatte sich die Bevölkerung in den Jahren seit Kreigsausbruch fast verdoppelt. Nach der Reorganisation von Regierung und Verwaltung im Nachkriegsdeutschland stellte sich somit der Wohnungsbau als eines der dringlichsten Probleme dar, das die damalige Verwaltung folgendermaßen in Angriff nahm:

Mit Schreiben vom 13. September 1948 wurden alle Stadt- und Gemeindeverwaltungen sowie sonstigen Institutionen des Kreises um die Gründung einer gemeinnützigen Baugenossenschaft auf Kreisebene gebeten. Das war die Geburtsstunde des Wohnungsunternehmens Dithmarschen eG Meldorf.

Sie wurde am 21. Februar 1949 als "Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Süderdithmarschen eingetragene Genossenschaft (e.G.) mit beschränkter Haftpflicht" gegründet.

 

Die Geschichte des Wohnungsbaus ist somit auch die Geschichte des Wiederaufbaus

Eine Zeit des Mangels und des Neuanfangs.

Mit der Gründung der Genossenschaft wurde ein erster Schritt getan, um ihnen auch entsprechenden Wohnraum zu schaffen. Erklärtes Ziel dabei war die Bereitstellung von preiswerten Wohnungen. Doch bevor es ans tatsächliche Bauen ging, mußten zunächst große Schwierigkeiten überwunden werden. In der Schrift zur 10-jährigen Wiederkehr der Gründung aus dem Jahre 1959 heißt es dazu: "Es war in den ersten Gründungsjahren schwierig, die Genossenschaft aus dem Stadium des Anlaufs herauszuführen und den Geschäftsbetrieb auf eine den Erfordernissen entsprechende Grundlage zu stellen."

Weiter wird darin beklagt, "daß anfangs nur sehr wenige Fachleute mit bereitwilligen Mitarbeitern das hohe Maß an Verantwortung auf sich nehmen, um der Wohnraumnot Herr zu werden." Schließlich litt das gemeinnützige Unternehmen anfangs auch an Personalmangel, der sich derart auswirkte, daß die Verwaltung der Arbeit um der Arbeit willen hinterherhinkte: da gab es "Zeiten, in denen nur noch gebaut, nicht mehr abgerechnet wurde."

Gebaut wurden am Anfang Mietwohnungen und Siedlungshäuser in Meldorf. Dabei durften Architekten und Planer die Erfahrung machen, daß die Mühlen der Verwaltung kräftig zu mahlen begonnen hatten. Von der Planung bis zum ersten Vorentscheid der Landesregierung, die die öffentlichen Gelder für das Bauprogramm stellte, vergingen damals nur drei Monate, so ein Zeitungsbericht.

"Die Genossenschaftsanteile - zu dreihundert Mark das Stück - waren nur zum Teil voll gezeichnet. Ein erheblicher Teil der Genossen mußte von der Möglichkeit der Ratenzahlung Gebrauch machen", erläuterte die DLZ in einem Artikel zum Thema "Wohnungsbau ist angelaufen" im Jahre 1949. Große Investitionen in Grund und Boden waren daher von vornherein ausgeschlossen. Es wurden deshalb Erbbaurechte vergeben.

 

Im Juni 1949 erfolgte der erste Spatenstich für drei Mietwohnhäuser

Wie dem auch sei: Nach der Gründung der Genossenschaft im Februar 1949, ging es im Juni an den ersten Spatenstich für drei Mietwohnhäuser - kleiner Anfang eines großen Bauprogramms, das 1949 zunächst eine Summe von 473.000 Mark für die sieben Zweifamilienhäuser mit 14 Wohnungen in Meldorf und 32 Kleinsiedlerstellen in Meldorf, Marne, Süderwöhrden, Hemmingstedt, Windbergen und Braaken umfaßte.

Die ersten Wohnungen wurden Ende 1949 bezogen. 1950 folgte der Bau weiterer 263 Wohnungen im Kreis. Das Land förderte den Bau von Kleinwohnungen im Rahmen eines "Sofortprogramms". Die Fördermittel wurden sparsam eingesetzt. Durch Heranziehung von Privatkapital und Senkung der Baukosten durch Eigen- oder Nachbarschaftshilfe versuchte man die Gelder zu strecken, um so möglichst viele Projekte zur gleichen Zeit in gang zu bringen.

Die Wohnungsbauprogramme der Genossenschaften zeigten schnell Wirkung: Nach einem Bericht des Gesamtverbandes der Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen - dem mit 2.430 zugehörigen Wohnungsunternehmen größten Wohnungsproduzenten - entstanden in Deutschland von 1949 bis 1951 insgesamt 314.913 Wohnungen. 1952 sollten weitere 150.000 folgen. Eine Masse, die sich nach Ansicht des Gesamtverbandschefs aber zu Lasten der Größe auswirkte, wie er in einem Zeitungsbericht beklagte. Während die bis 1948 errichteten Wohnungen im Bundesdurchschnitt eine Wohnfläche von rund 50 Quadratmetern hatten - bei einer monatlichen Miete von etwa 35 Mark-, waren die bis 1951 fertig gebauten Wohnungen im Bundesdurchschnitt nur noch gut 45 Quadratmeter groß - bei über 40 Mark Monatsmiete.

Die Süderdithmarscher Wohnungsgenossenschaft erhielt derweil nach der ersten gesetzlichen Prüfung durch den Verband nordeutscher Wohnungsunternehmer in Hamburg Lob im Prüfungsbericht: "Die Genossenschaft entwickelt mit ihrer Gründung bei der Erfüllung ihrer Aufgabe, neuen Wohnraum zu schaffen, eine erfreuliche Aktivität".

Fortan ging es stetig bergauf - mit der wirtschaftlichen Gesamtsituation, mit der Größe der Wohnungen, den Mieten - und der Entwicklung der Genossenschaft in Dithmarschen.

Allein in den ersten zehn Jahren errichtete sie 1.052 Wohnungen. Die Bilanzsumme stieg - ausgehend von kargen 204.000 Mark im Gründungsjahr - kontinuierlich auf etwa neun Millionen Mark in 1958 an. Zum Vergleich: 1998 betrug die Bilanzsumme rund 125 Millionen Mark. Heute, 2013 beträgt die Bilanzsumme rund 60 Millionen € .

Die Mitgliederzahlen stiegen ebenfalls: waren es 1949 gerade 118 Mitglieder, die die Genossenschaft mit 182 Anteilen begründeten, wuchs die Zahl bis 1958 auf 1.165 Mitglieder mit 1.236 Anteilen. Im Jahr 2005 wurden 3.446 Mitglieder mit 10.584 Anteilen gezählt.

Das Wachstum des Gemeinnützigen Wohnungsunternehmens dokumentierte sich allerdings nicht nur in den wachsenden Mitgliederzahlen. So übernahm die damalige Gemeinnützige Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft e. G.m.b.H. 1955 das Vermögen der früheren Kleinsiedlungsgesellschaft mbH in Meldorf mit 19 Häusern und 51 Wohnungen.

1967 schließlich wurde das Gemeinnützige Wohnungsunternehmen Brunsbüttel-Brunsbüttelkoog mit der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft verschmolzen. Damit entstand das Gemeinnützige Wohnungsunternehmen Dithmarschen, das 1991 schließlich seinen heutigen Namen "Wohnungsunternehmen Dithmarschen eG" bekam.

Von der Gründung bis Heute - Eine Chronik 

25.09.1948Erste Gründungsversammlung im Sitzungssaal der Landkreisverwaltung Süderdithmarschen in Meldorf.
Problem: Ein großer Teil der in der Versammlung gewählten Aufsichtsratsmitglieder waren der Genossenschaft nicht als Mitglieder beigetreten. Die Gründungsversammlung musste wiederholt werden.
21.02.1949Erneute Versammlung und Gründung der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Süderdithmarschen e.G.m.b.H.
14.04.1949Die Landesrgierung erkannte die Genossenschaft mit Wirkung vom 14. Juni 1949 als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen an.
09.09.1955Die Genossenschaft übernahm das Vermögen der früheren Kleinsiedlungsgesellschaft m.b.H. in Meldorf
28.03.1967Verschmelzung der Gemeinnützigen Wohnungsunternehmen Brunsbüttel-Brunsbüttelkoog e.G.m.b.H. mit der Gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Süderdithmarschen e.G.b.m.H. Meldorf.
Nach der Zusammenlegung der Kreise Norder- und Süderdithmarschen Umbenennung in Gemeinnütziges Wohnungsunternehmen Dithmarschen e.G.m.b.H.
11.01.1991Umbenennung in Wohnungsunternehmen Dithmarschen eG
31.12.1997Kauf der Glückstädter Wohnungsbau GmbH

Aufsichtsrat und Vorstand zur Zeit der Gründung 

Folgende Personen wurden am 21. Februar 1949 in die Gremien der Genossenschaft gewählt.

Aufsichtsrat

Vorsitzender:
Hermann Schwieger, Marne

stellvertretender Vorsitzender:
Paul Kock, Meldorf

Schriftführer:
Heinz Peters, Meldorf

Beisitzer:
Ernst Schoof, Meldorf
Hans Tiessen, Helse
Hans Kaminski, Brunsbüttel

 

Vorstand

Dr. Johannes Dobermann, Meldorf, Vorsitzender
Boy Albers, Meldorf
Karl Schmidt, Meldorf

Die Aufsichtsratsvorsitzenden 

1949 - 1951Hermann Schwieger
1951 - 1957Carl Albers
1957 - 1967Christoph Bernhard Schücking
1967 - 2008Karl-Heinrich Buhse
2008 - heuteDr. Jörn Klimant

Die Vorstandsvorsitzenden 

1949 - 1951Dr. Johannes Dobermann
1951 - 1953Erich Schulz
1953 - 1957Horst Mertineit
1957 - 1985Friedrich Holm
1985 - 2006Dietrich Ehrenberg
2006 - heuteDipl.-Kfm. Holger Timm

Nach Feierabend und am Wochenende:

Meldorf / Umland
0 48 32 / 9 95 - 0
Brunsbüttel
0 48 52 / 94 04 60